Gregor McEwan - Spring Forward EP (VÖ: 17.04.2020)

Press Shot

Ein Pressetext von Linus Volkmann

Was soll man schon machen? Auf dem Weg in den Frühling gibt es immer wieder Rückschläge. Regen, Frust, Dunkelheit... so ein Scheiß eben. Oder es wird noch mal kalt. Wenn man Pech hat, so richtig kalt! Doch mit jedem Tag steigert sich eine Verheißung. Eine Verheißung darauf, dass alles wieder werden wird, dass alles zurückkommt. Dazu läuft die neue EP von Gregor McEwan.

Vier neue Stücke gibt es, eine EP. “From A To Beginning“, das letzte Album, ist ja auch schon wieder zwei Jahre her. Man muss also aufs Neue aufpassen, dass man den Namen nicht mit dem Schauspieler durcheinanderbringt. Ewan McGregor und Gregor McEwan, beide eint “a galaxy far, far away“. An alle Nicht-Nerds: Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag? - und das Zitat stammt natürlich aus “Star Wars“! Auf der EP greift Hagen Siems, der haarige Dreamer hinter dem Projekt, bewusst auch noch mal das ganze Space-Thema der letzten Platte auf. “₲ΛLΛX¥“ heißt der Song dazu. Ein energischer Drum-Groove umtänzelt von einem pumpenden Bass gibt die Richtung vor. Doch was dann alles abfeuert, ist bezeichnend für das musikalische Phänomen Gregor McEwan. Wer kann schon ein kleines Riff-Stück - nicht mal drei Minuten ist es lang - so unfassbar aufladen?! Die Assoziationen, die immer wieder aufflammen, von Edwyn Collins zu Suede zu J Mascis zu - keine Ahnung was noch alles! - könnten unterschiedlicher nicht sein, man hört ein Omnichord, eine indische Tanpura, einen Robo-Effekt auf der Stimme.

Dennoch ist diese Musik kein komischer Kramladen, vielmehr passt alles zusammen. Man ist einfach ergriffen von der emotionalen Tiefe dieser Songs. Die hätten die Kraft, einen auch mit schäbiger Akustikgitarre am Lagerfeuer zum Heulen zu bringen. Dass McEwan sie aber zusätzlich um so eine variantenreiche Soundästhetik erweitert, belegt die Ausnahmeposition, die der Wahl-Berliner einnimmt.

Der Titeltrack “Fwd: Spring“ erzählt vom Frühling. Wenn endlich die Uhren umgestellt werden, geht einmal eine Stunde verloren. Dafür kommt die Aussicht auf ganz viele Tage, deren Dunkelheit später anbrechen wird. “Forward spring, don’t fall back!“ Geschenkte Zeit, Marching-Drums und schon wieder dieses Gratwandern zwischen Euphorie und Melancholie. Es geht um’s Immer-wieder-von-vorne- anfangen, es geht um die Vergänglichkeit und die Schönheit des Moments, beides untrennbar vereint.

Doch da sind noch zwei weitere Stücke: “I Got U“ und “A 000000 Times“ - im ersteren IndieRock-Stampfer kann man die bildende Künstlerin Kati von Schwerin singen hören (ok, sie ist selbst auch eine großartige Musikerin). Es dreht sich um Love und ein bisschen sogar um die Rivalität zwischen Schalke und dem BVB. Ich schwör’s ey! Bei “A 000000 Times“ passiert dann noch mal auf kleinstem Raum mehr als auf dem ganzen letzten Liam Gallagher Album zusammen. Wie kann das alles bloß sein?!

“Spring Forward“ ist eine fast schon obszön virtuose EP, eine Essenz. Vielleicht hat uns Gregor McEwan seine Kunst noch nie so fokussiert dargelegt. Diese vier Stücke sind ein Ereignis! Das ganze Adrenalin, das Glück, die Schwermut, die einen hier flutet. Das ist das, worum es in dieser Form von Musik gehen muss - um nichts anderes. Ich bin jedes Mal nach dem Hören fix und fertig. Danke dafür!