Gregor McEwan - Winter Sleep EP (VÖ: 11/02/22)
Ein Pressetext von Kati von Schwerin
Der Winter ist da! Leider ohne Weihnachtsfeiern oder Weihnachtsmärkte, sondern mit Zuhausebleiben und Kontaktbeschränkungen. Eigentlich scheußlich, wäre da nicht Kunst und Kultur (ja, es gibt sie immer noch...) zum Sinnieren und Wegträumen.
Der Winter ist da... endlich! Denn mit der "Winter Sleep EP" von Gregor McEwan kriegen wir das, was wir gerade ganz besonders dringend brauchen: Vier wunderschöne Songs, die uns einladen mit einem warmen Getränk und einer warmen Wolldecke den täglichen Trubel hinter uns zu lassen und sich ein wenig mit dem Winterblues zu versöhnen. Denn draußen tobt der Black Friday, im Schneematsch und Großstadtwahnsinn, den es kurzzeitig zu vergessen lohnt, wie McEwan im verträumten "Lousy Lullaby" empfiehlt. Tröstend wird die Städterseele gestreichelt, während das dazugehörige Video den Musiker in Pyjama und Pantoffeln zeigt, der mit Teddy unterm Arm schlaftrunken durch Berlin streift (sehr sehenswert!). Auch im Piano-Stück "New Year’s Resolutions" hofft Gregor McEwan auf Besinnlichkeit, indem er den Schrecken der Silvesternacht durch Böllerei, Rauferei und Luftverschmutzung thematisiert und dies am Ende des Songs zudem auch noch musikalisch manifestiert. Stattdessen wird überzeugend zur Alternative mit gutem Essen und guter Gesellschaft geraten („Let’s have a five-course meal instead | And then collapse into bed | Let’s have a bottle of champagne | Gingerbread and candy cane | Let’s have our friends around | When there are stars and waves to count“). Recht hat er, und solange es 2G konform zugeht, gibt es in diesen Zeiten wohl nichts besseres als Genuss, sowie Gutes für Herz und Geist! Sich mit den Liebsten einmummeln, Kekse futtern, ins Bett krümeln und ein bisschen melancholisch werden, wie im Song "Sweets And Sadness", der schon lange in McEwans Schublade lag, bevor nun endlich der richtige Zeitpunkt gekommen war, diese winterliche Perle mit den Hörer*innen zu teilen. Besonders hervorzuheben ist sicherlich der titelgebende Track "Winter Sleep", dessen Entstehung auf den Film „Cloud Atlas“ zurückzuführen ist. Im Film aus dem Jahre 2012 sind Menschen oder Seelen Raum- und Zeitunabhängig untrennbar miteinander verbunden und begegnen sich somit in verschiedensten Konstellationen immer wieder. Der Winter als mystische Jahreszeit, in der man melancholisch an Vergangenes und Vergängliches denkt, legt Kälte und Dunkelheit übers Gemüt und sorgt nicht nur für Vitamin-D3-Mangel, sondern nicht selten auch für philosophische Gedankenstrudel. Das Herz wird schwer, weil im Winter das zu fehlen scheint, was uns sonst davon abhält mit der großen Sinnfrage zu Bett zu gehen. Dann vermissen wir diejenigen, die nicht mehr da sind und hadern mit dem Sein. „If death is only a door | We strode through before | Time is only a trick | But I don’t get it“ singt Gregor McEwan in dem schlicht arrangierten Gitarrensong mit auffälligem Plattenknistern und Chor-Intro. Irgendwie versöhnlich erklingt der Titeltrack und scheint sagen zu wollen: Es ist schon in Ordnung, die Spielregeln kannst Du eh nicht verstehen.
Und auch wenn die "Winter Sleep EP" mit eher getragenen Arrangements daherkommt und sie die Tristesse dieser Jahreszeit perfekt einfängt, so wird einem dennoch ganz warm ums Herz, da Gregor McEwans Stimme eine tröstende Wärme erzeugt, die man anderorts oft vermisst.